Was ist ein Zucht-Standard und für was wurde er entworfen ?

Ein Zucht-Standard dient in erster Linie als Leitfaden für Ausstellungen und als Grundlage zur Bewertung der Meerschweinchen durch die Richter.

Im Standard enthalten sind die anerkannten Rassen, Farben und die Merkmale beschrieben, welche diese Rassen aufweisen sollen. Darüber hinaus wurden bestimmte Merkmale als Fehler eingestuft, welche Ausstellungstiere nicht aufweisen dürfen. Es gibt hierbei „Leichte Fehler“ und „Schwere Fehler“. Leichte Fehler führen nur zu Punktabzug in der Bewertung, die schweren Fehler führen zum Ausschluß.

Diese sogenannten Fehler müssen aber keinesfalls etwas mit Gesundheitsbeeinträchtigung oder Behinderung des Tieres zu tun haben. Sie wurden nur rein zufällig einmal als Fehler bei der Standard-Erstellung deklariert. So hat ein Mensch z.B. mit Segelohren auch keine direkte Behinderung oder gesundheitliche Schäden. Bei einer Miss-Wahl würde man allerdings keine Chancen haben. Auch die menschlichen, weiblichen Traum-Maße 60 – 90 – 60 sind nur Standard-Maße die für Models festgelegt wurden. Wer sie nicht hat, ist deshalb noch lange nicht krank oder „zuchtuntauglich“. Zu diesen, nicht gesundheitsbeeinträchtigenden, Fehlern zählen z.B. Faltohren, Stehohren, spitze Nasen oder überzählige Zehen.

Aber es gibt natürlich auch „Fehler“ die tatsächlich krankhafter Natur sind und deshalb unerwünscht sind. Hierunter fallen z.B. zu stumpfe Köpfe, Kleinäugigkeit oder Roll-Lider. Tiere mit solchen Fehlern sollten komplett aus der Zucht genommen werden und auch bei einem Weiterverkauf an Privatleute darauf hingewiesen werden, dass hiermit keinesfalls gezüchtet werden sollte.

Das komplette Aufzählen aller Fehler würde hier den Rahmen sprengen und deshalb sollten diesen genauer im Standard nachgelesen werden. Zumal diese auch bei einigen Rassen unterschiedlich ausfallen.

Für reine Meerschweinchen-Halter ohne Zucht- oder Ausstellungsambitionen sind diese „Fehler“ deshalb total uninteressant, solange diese die Gesundheit des Tieres nicht beinträchtigen. Dies hebe ich besonders hervor, da es leider immer mehr Privathalter (-käufer) gibt, welche sich an Faltohren stören, nur weil sie von irgendjemandem einmal zufällig gehört haben, dass Faltohren unerwünscht sind.

Showtiere werden im übrigen sowieso nicht verkauft (oder nur höchst selten für einen sehr, sehr teuren Preis), sondern müssen durch eigene Zuchtauslese meist in mühevoller Arbeit, selbst gezogen werden. Es sollte daher kein Züchter beschuldigt werden, dass er „Abfall“ verkauft hat, nur weil das Tier nicht showtauglich ist. Der sogenannte „Abfall“ bringt unter Umständen hervorragende Nachzucht hervor. Hierbei ist auch zu beachten, dass es eine Trennung gibt zwischen Showtieren und Zuchttieren. Zuchttiere haben selbst kleinere Fehler und vererben diese Fehler aber unter Umständen nicht weiter, sondern bringen sehr gute Showtiere heraus. Den umgekehrten Fall gibt es aber auch, dass 2 Super-Showtiere miteinander verpaart plötzlich total fehlerbehaftete Jungtiere zur Welt bringen.

Ein Kunde sollte deshalb klar und deutlich beschreiben was er für ein Tier will und für was. Nur so können Missverständnisse vermieden werden und im Nachhinein wird nicht ein Züchter beschuldigt schlechte Tiere zu verkaufen, obwohl der Kunde ein Liebhabertier wollte. Schließlich sollte man nicht so naiv sein für einen Spottpreis ein Liebhabertier zu kaufen um dann später festzustellen, dass es sich absolut nicht als Showtier eignet. Denn wer käuft schon beim Autohändler einen Combi im Angebot und wundert sich, dass er beim Formel 1 Rennen keine Chance hat ??!!